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Meine Chronologie des Lippenstiftes |
ANFANGS – Zeit: 1883 bis Ende des 19. Jahrhunderts › Mehr erfahren |
STUMMFILM – Zeit: Ca. Anfang 20. Jahrhundert bis 20er Jahre › Mehr erfahren |
TONFILM – Zeit: Ca. 30er bis 40er Jahre › Mehr erfahren |
FARBFILM – Zeit: Ca. 40er bis 50er Jahre › Mehr erfahren |
NACHKRIEGS – Zeit: Ca. Kriegsende bis 50er Jahre › Mehr erfahren |
KONSUM – Zeit: Ca. 50er und 60er Jahre › Mehr erfahren |
FLOWER – POWER – PUNK – Zeit: Ca. Mitte 60er bis 70er Jahre › Mehr erfahren |
DISCO – Zeit: Ca. 80er Jahre › Mehr erfahren |
NUDE – Zeit: Ca. 90er Jahre › Mehr erfahren |
MILLENNIUM – Zeit: Anfang 21. Jahrhundert › Mehr erfahren |
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ANFANGS – Zeit:
1883 bis Ende des 19. Jahrhunderts
1883 gilt als Geburtsstunde des Lippenstifts. Zur Weltausstellung in Amsterdam stellten Pariser Parfumeure den sog. Rhodopis-Serviteur vor, der respektlos ›saucisse‹ genannt wurde, weil er nur in Seidenpapier eingewickelt war.
Im Vergleich zu heute war er für damalige Verhältnisse horrend teuer. Die große Theater-Schauspielerin Sarah Bernhardt (1844–1923) soll ihm den erotischen Beinamen ›Stylo d’amour‹ gegeben haben. Lange mußte der Lippenstift um sein Image kämpfen, zunächst war er ein Ladenhüter, da er als ›halbseiden‹ und verrucht galt. Heute ist er das meistverkaufte Schönheitsprodukt.
Die Stars in dieser Zeit:
Sarah Bernhardt, Eleonora Duse, Isadora Duncan, Heddy Sven, Maria Orska, Nellie Melba und Mary Cassatt |
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›Saucisse‹ (Würstchen) wurde der kleine Winzling genannt, der in Seidenpapier gehüllt war und vor/nach jeder Anwendung aus- oder eingewickelt werden mußte.
Als der Bayrische Rundfunk den Film ›Die Kunst des schönen Scheins‹ über das Leben von René Koch auch in Paris drehte, besuchte er das Grab von Sarah Bernhardt auf dem berühmten Friedhof Père Lachaise. |
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STUMMFILM – Zeit:
Ca. Anfang 20. Jahrhundert bis 20er Jahre
Der Lippenstift kommt bei Künstlerinnen durch den Film mehr und mehr in Mode, jedoch nicht bei den Bürgerfrauen. Lippenstift-Reklame ist nämlich noch verboten. Später tanzt die Welt Charleston und die Frauen tragen den entsprechenden Look: Bubikopf und Wasserwelle, weiß gepuderten Teint, dunkel umrandete Augen und einen klein geschminkten Mund in schwärzlichem Brombeerrot oder Granatrot.
Im Angebot die ersten Kompaktpuderdosen mit Spieluhr und integriertem Lippenstift als Set. Das Lippenherz, der sogenannte Amorbogen, ist extrem geschwungen ausgemalt, deshalb nennt man diese Form auch ›Bienenstich-Mund‹.
Die Stars in dieser Zeit:
Pola Negri, Asta Nielsen, Clara Bow, Josephine Baker, Gloria Swanson, Mary Pickford, Mae Murray und die Schwestern Lillian und Dorothy Gish |
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Runder Spiegel mit Puderfach auf der Rückseite, Spieluhr und Lippenstift im Handgriff. Für den Toilette-Tisch der eleganten Dame gab es komplette Sets mit Kamm, Puderfach für losen Puder und Lippenstift, sogar aus Sterling-Silber (ca. 1915).
Plakat der musikalischen Revue ›Das ist der rote Lippenstift‹ von Willy Engel Berger (ca. 1930). |
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TONFILM – Zeit:
Ca. 30er bis 40er Jahre
Marlene Dietrich singt im ›Blauen Engel‹ verführerisch und blond gelockt ›Nimm dich in acht vor blonden Frau'n‹. Der Tonfilm gibt den Ton an, auch was Mode und Make-up betreffen. Wasserstoffgefärbtes und onduliertes Haar ist en vogue, bleistiftdünne Augenbrauen und ein schmaler, breiter, eckiger Mund. Die Form wirkt natürlicher, das Rot lebendiger.
Für die elegante Dame gibt es bereits verschiedene Farbtöne mit verzierter Metallhülse und Schiebetechnik. Der Lippenstift gilt als absoluter Luxusartikel.
Die Stars in dieser Zeit:
Greta Garbo, Jean Harlow, Mae West, Barbara Stanwyck, Mary Astor, Zarah Leander, Gitta Alpár, Kirsten Heiberg, Renate Müller und Sybille Schmitz |
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Lippenstift-Ensembles mit passendem Feuerzeug,
Aschenbecher und Reisemanicüre-Necessaire sind
in den 20er und 30er Jahren sehr gefragt.
Patentanmeldung für eine Lippenstifthülse in Schiebe-
technik, 1935 zum Patent angemeldet und anerkannt.
Neben den in Europa sehr populären Schiebelippenstiften
gab es in den USA bereits 1923 die Patentanmeldung mit
einer Drehmechanik: James Bruce Mason, Toilet Article
› US Patent 1,470,994. An der Unterseite befand sich
eine kleine Schraube mit Stahlfeder, die durch Drehen
den Stift nach oben brachte (swivel-up-tube). |
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FARBFILM – Zeit:
Ca. 40er bis 50er Jahre
Die Kinoleinwand wird farbig: Die ersten Hollywood-Farbfilme wie ›Vom Winde verweht‹ (1939) mit Vivien Leigh und bei der UFA ›Die Frau meiner Träume‹ (1944) mit Marika Rökk setzen feminine Maßstäbe. Der Vamp ist geboren und in den USA das Pin-up-Girl. Das Make-up wird farblich differenzierter (nicht mehr nur hell-dunkel), der Lippenstift auf die Garderobe abgestimmt.
Die Lippen leuchten groß und kräftig von Zinnober- bis Kirschrot. Allerdings bis 1945 nicht in Nazi-Deutschland. Lippenrot ist für Otto-Normalverbraucherinnen tabu. In USA werben Schauspielerinnen wie Rita Hayworth und Lana Turner für die ersten Max-Factor-Lippenstifte.
Die Stars in dieser Zeit:
Joan Crawford, Hedy Lamarr, Dolores del Rio, Veronica Lake, Simone Signoret, Rosita Serrano und Evelyn Künneke |
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Luxus-Drehlippenstifte in Messinghülsen, verziert mit Halbedelsteinen: Türkisen, Rubine. Spiegel an der Unterseite. (Hollywood, Ende der 40er Jahre).
Werbeplakat von »Max Factor Hollywood« für ›Tru-Color Lipstick‹ mit der Schauspielerin Rita Hayworth (50er Jahre). |
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NACHKRIEGS – Zeit:
Ca. Kriegsende bis 50er Jahre
Frieden in Europa. Die Wirtschaftswunderzeit bringt Mut und Auftrieb, die Amerikaner schenken ihren deutschen ›Frolleins‹ Nylonstrümpfe, Zigaretten, die ersten modernen Dreh-Lippenstifte und passende Konturenstifte. Die Mundwinkel werden wieder nach oben gemalt und die Konturen verstärkt. Die Farbe ›Fuchsia‹ wird von der Kosmetik entdeckt sowie das ›Dior-Rot‹ zum New-Look. Die Preise sind erschwinglich.
Die Schauspielerinnen Hildegard Knef und Johanna Matz werben für den Volkslippenstift in Plastikhülle von der Firma ›Riz‹ (VL) von 1,50 bis 2,85 D-Mark. Die Männer fahren Volkswagen (VW).
Die Stars in dieser Zeit:
Elizabeth Taylor, Sophia Loren, Grace Kelly, Kim Novak, Ruth Leuwerik, Sonja Ziemann, Maria Schell, Nadja Tiller und Liselotte Pulver |
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Typisch für die Nachkriegszeit ist der neue Dreh-
mechanismus mit schicken Hülsen oder Etuis mit
passendem Kamm und Puderdose (ca. 1950).
Werbeplakat der Firma Margret Astor (50er Jahre). |
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KONSUM – Zeit:
Ca. 50er und 60er Jahre
Waren- und Versandhäuser schießen aus dem Boden. Endlich ist wieder Geld im Portemonnaie, es wird gekauft, bestellt und konsumiert. Die Frauen werden mit seichten Musikfilmen mit Caterina Valente oder Bibi Johns in die Kinos gelockt. In Frankreich ist Brigitte Bardot mit ihrem berühmten Schmollmund und dem Lolita-Charme das Idol einer ganzen Generation, für die Amerikaner Marylin Monroe.
Der Lippenstift kommt in Pastelltönen mit viel Weißpigment, wie z.B. von ›Coty‹ der Cremestift für 5,50 DM. Die Devise ist: Rosa und Pfirsich mit reichlich Perlmuttschimmer.
Die Stars in dieser Zeit:
Audrey Hepburn, Jean Seberg, Romy Schneider, Jeanne Moreau, Elke Sommer, Sabine Sinjen, Heidi Brühl, Sylvie Vartan und Françoise Hardy |
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Blümchengardinen, Blümchentapeten und geblümte Puderdosen mit Blümchen-Lippenstifthüllen sind todschick (ca. 1960).
Elegante Kompaktpuderdose mit passendem Lippenstift in Brokathülle der Firma ›Revlon‹ (Ende der 50er Jahre). |
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FLOWER – POWER – PUNK – Zeit:
Ca. Mitte 60er bis 70er Jahre
Die Jugend rebelliert gegen die Spießigkeit der Eltern. Themen sind Anti-Krieg, Anti-Atomkraft, Hippies, Frieden und Natur. In der Musik: Rock 'N' Roll und Songwriter, in der Mode Mini und Maxi. Die Frauenbewegung ist in vollem Gange. ›Frau‹ wird politischer und die ersten emanzipierten Frauen sind u.a. gegen sexistische Werbung, Tierversuche, Pelze und auch den Lippenstift. Der Rest trägt transparenten Lippenstift.
Die Punk-Bewegung mit total schwarzem Outfit und schwarzen Lippen bildet den Gegenpol. In der DDR sind Marken wie ›Sküs‹ und ›Action‹ für 49 Pfennige (Ost) die Renner.
Die Stars in dieser Zeit:
Joan Baez, Patty Pravo, Nina Hagen, Twiggy, Mary Quant, Hanna Schygulla, Judy Winter, Uschi Glas, Uschi Obermaier, Alice Schwarzer und Veruschka von Lehndorf |
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Hippie-Flower-Power-Zeit auch für den Lippenstift in
schrillen Farben und buntem Plastik-Outfit.
Nina Hagen machte in der DDR Karriere als Sägerin.
Später sorgen ihre schrillen TV-Auftritte mit entsprechendem Make-up für Schlagzeilen. |
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DISCO – Zeit:
Ca. 80er Jahre
Im Kino tanzt Patrick Swayze mit Jennifer Grey in ›Dirty Dancing‹. Die Frauen gehen im Glitzer-Look aufgerüscht und mit hochtoupierten Haaren in die Disco. Im Fernsehen animieren Serien wie ›Denver-Clan‹ (mit Joan Collins als Biest) und ›Dallas‹ (mit Linda Gray als Sue Ellen) zum Style mit üppiger Mode und viel Make-up.
Die Lippen werden zu den breiten Schulterpolstern groß und kräftig geschminkt. Selbst männliche Stars wie Gary Glitter und Boy George treten mit geschminkten Mündern auf. Auffallen um jeden Preis ist im Trend.
Die Stars in dieser Zeit:
Amanda Lear, Jennifer Rush, Madonna, Tina Turner, Gloria Estefan, Whitney Houston, Sandra, Nena, Veronika Fischer und Dagmar Frederic |
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Lippenstifte mit Geschmack erobern den Markt. Mit
dem Disco-Fieber erhält das Make-up einen neuen
›Strich‹ – purpurrote Lippen, Make-up total.
Schwule und Lesben kämpfen beim ›Christopher Street
Day‹ für ihre Rechte, wie hier zwei Drag Queens mit
Puderdose und Lippenstift. |
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NUDE – Zeit:
Ca. 90er Jahre
Was jetzt zählt, ist Qualität, nicht Quantität in Mode und Make-up. Zu eleganten Hosenanzügen und dem ›Kleinen Schwarzen‹ spielt der Lippenstift nur eine Nebenrolle. Der Mund wird in matten Naturtönen geschminkt von Sand über Beigebraun bis Rosenholz, im sogenannten ›Nude-Look‹. Dazu eine zart bräunliche Kontur.
Die Modedesignerin Jil Sander, aber auch die französischen und japanischen Designer propagieren diesen Style und viele Frauen sowie die Visagisten folgen ihnen. Weniger ist also mehr.
Die Stars in dieser Zeit:
Kate Moss, Nadja Auermann, Claudia Schiffer, Anouschka Renzi, Céline Dion, Sharon Stone und Blümchen (Jasmin Wagner) |
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Lippenrot ist out! Statt dessen dominieren
transparente Lippenstiftfarben in Naturtönen mit
wenig Pigment, dem sogenannten ›Nude-Look‹.
Tenor: Geschminkt ungeschminkt aussehen.
TV-Moderatorin Andrea Horn im ›Nude-Look‹. |
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MILLENNIUM – Zeit:
Anfang 21. Jahrhundert
Das 21. Jahrhundert beginnt – die Welt feiert! Schluss mit Zurückhaltung in Mode und Make-up. Pompöse Auftritte auf dem roten Teppich mit viel nackter Haut, viel Bein und viel Dekolleté sind angesagt. ›Promi‹-Frau zeigt, was sie hat, auch viel Lippe. Das Zeitalter von Botox & Co. ist da. Die Lippen werden vom Schönheitschirurgen nach Wunsch regelmäßig aufgespritzt und geformt, die Lippenkontur mit Permanent-Make-up tätowiert und wasserfest gemacht.
Der Lippenstift mit pflegenden und glossigen Inhaltsstoffen dient als Zusatz für Glanz, Booster- und 3D-Effekt. Er gehört jetzt zu den meistverkauften Schönheitsprodukten der Welt.
Die Stars von heute sind in jedem Lifestyle- und Modemagazin und vielen Fernsehshows zu sehen.
Groß in Mode: Permanent-Make-up für die Lippen. Die Lippenfarbe wird wie bei einer Tätowierung in die Lippenhaut eingearbeitet und hält ca. drei bis fünf Jahre.
René Koch hier mit der Schauspielerin Uta Schorn
(›In aller Freundschaft‹ und ›Familie Dr. Kleist‹, ARD).
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Mit der Jahrtausendwende kommen wieder Lippenstifte mit Glanz und Glamour-Hülsen. Luxus ist wieder in. Marken wie ›Yves Saint Laurent‹, ›Givenchy‹, ›Guerlain‹, ›Lancôme‹ oder ›Estée Lauder‹ präsentieren Eleganz (2000 bis 2010).
Futuristische Lippenstifthülsen in Silber-Optik
oben mit Svarowski-Kristallen, unten: Lippenstifthülse von ›Guerlain‹ zum Herausziehen mit aufklappbarem Spiegel (Gewicht: 90 Gramm, 2008).
Lippenstift wird mehr und mehr von Lipgloss abgelöst,
hier sogar mit LED-Licht und Spiegel von der
Firma ›Alessandro‹ (2008). |
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